Welttag der Gerechtigkeit

Tatsächlich gibt es sogar zwei Tage der Gerechtigkeit.
Zum einen gibt es den Internationalen Tag der Gerechtigkeit (27.7.) der vom Völkerstrafrecht ausgeht und den Welttag der sozialen Gerechtigkeit (20.2.), der sich mehr mit der Gerechtigkeit in der eigenen Nation beschäftigt.
Diese Idee finde ich gut. Gerne wird in die Ferne geschweift und bei anderen die Merkwürdigkeiten herausgearbeitet, aber die eigenen unschönen Bereiche ausgeblendet.
Ja, es geht uns hier gut.
Wir genießen z. B. die Sozialversicherungen (Kranken-, Renten-, Pflegeversicherung u.a.).
Wir erhalten Schul- und Ausbildung.
Wir sind per Gesetz gleichberechtigt.
Wir können fast alles kaufen, wenn wir denn können.
Frauen erhalten für ihre Care-Arbeit immer noch keinen angemessenen Ausgleich in die Rentenversicherung und kommen im Alter kaum über die Runden.
Kinder erhalten durch die Schulpflicht alle eine Grundbildung, dennoch entscheidet immer noch das Einkommen einer Familie darüber, ob ein Kind z.B. Nachhilfe erhalten, ein Instrument oder eine besondere Sportart o.a. erlernen kann. Unterstützung sorgt für Erfolg. Ein Schulkind benötigt pro Jahr aktuell etwa 2000,-€
(Lübecker Nachrichten, 22./23.1.2023, S. 7) nur für die Schule.
Zuschüsse müssen beantragt werden und stellen sowohl sprachlich als auch zeitlich (die Leute arbeiten ja) ein Problem dar.
Eingeschränkte Menschen, also Eltern mit Kinderwagen oder Betreuer/innen, die Menschen in Rollstühlen befördern u.v.a.m. können sich im öffentlichen Raum nicht frei bewegen („hügelige Wege“, hohe Bordsteine, Treppen etc.) und sind oft genug daher von Veranstaltungen ausgeschlossen. Toiletten sind umständlich erreichbar oder zu wenig.
Nur Antragsformulare sind barrierefrei.
Bei einer Umfrage 2017 hielten 92% soziale Gerechtigkeit für wichtig (Hilmer u.a. 2017, S. 14f).
Soziale Gerechtigkeit sollte nicht nur Wunsch, sondern Anspruch und Verpflichtung sein.