Das war ein schöner Auftakt für die neue Herbsttradition der SPD Groß Grönau: Ende September trafen sich zwei Dutzend Interessierte zum
Waldspaziergang mit Jörg Baeskow, dem Revierförster des Lübecker Stadtwaldes.
Baeskow, der vom nordwest–mecklenburger Schattin, Lübeck, dem Kreisherzogtum Lauenburg bis in den Kreis Storman hinein etwa 1300 ha Wald betreut, nahm sich gut zwei Stunden Zeit, um die Eigenheiten des Falkenhusener Waldes zu erläutern und dabei manche Anekdote zum Besten zu geben.
Anschließend wurden die TeilnehmerInnen in der Waldschule mit Kaffee und Gebäck bewirtet. Ein von der Buchhandlung „Buchfink“ zusammengestellter Büchertisch rundete die Veranstaltung ab.
Für alle Grönauer, die den Waldspaziergang nicht mitmachen konnten, hat der „Grönau Spiegel“ mit Jörg Baeskow ein Interview geführt.
Herr Baeskow, was kennzeichnet denn den Falkenhusener Forst?
Der Wald hier ist nach dem zweiten Weltkrieg zu großen Teilen kahlgeschlagen worden, das Holz ging als Reparationszahlung nach Groß-
britannien und auch als Brennholz nach Lübeck. Er ist dann mit Kiefern aufgeforstet worden, die jetzt alle im selben Alter sind. Unsere Stadtwald–Strategie ist, den Wald wieder näher an den natürlichen Zustand vor dem Beginn der Forstwirtschaft zu bringen – da war dies hier ein Mischwald mit vielen Buchen und Eichen.
Warum ist das besser?
Der Wald ist dann deutlich stabiler und weniger gefährdet durch Klima– und Wetterereignisse. Er ist windwurf– und hitzeresistenter und insgesamt artenreicher, von Pilzen bis zum Insektenbestand. Aber so eine Rückführung geht natürlich nicht über Nacht, das ist
eine Jahrhundertaufgabe. Wir haben in den achtziger Jahren damit begonnen, den Wald mit Laubholz zu unterpflanzen, das führt zum Beispiel dazu, dass das Klima im Wald generell feuchter wird. Vor dreißig Jahren haben wir dann unser Konzept der naturnahen Waldwirtschaft entwickelt, in breitem Konsens etwa mit den Naturschutzverbänden. Wir wollen den Wald nachhaltig bewirtschaften. Eine Maßnahme: Wir lassen tote bzw. gefallene Bäume in aller Regel im Wald, sie wirken dann wie Schwämme und halten das Wasser.
Damit ist der Forst auch auf steigende Temperaturen vorbereitet?
Tatsächlich hat der Wald hier mit in anderen Landesteilen verbreiteten Problemen nicht mehr viel zu tun, weil er eben in der Lage ist, Feuchtigkeit gut zu speichern. Das bei Sturm ganze Areale einfach umknicken, sehen wir hier nicht, der Wald ist einfach besser vorbereitet. Auch in Sachen Klimawandel bin ich optimistisch, dass ein aus den einheimischen Baumarten bestehender Wald eine Erwärmung um bis zu drei Grad übersteht. Er passt sich dann in seiner Zusammensetzung an, der Wald baut sich praktisch selbst um. Eichen zum Beispiel können mit solchen Temperaturen bei uns klarkommen. Entscheidend ist, den Waldbestand dicht zu halten. Das ist dann auch konkret für die Grönauer ein Segen.
Warum?
Weil wir wissen, dass es zu einem klimatischen Austausch zwischen bebautem Gebiet und angrenzendem Wald kommt. Messungen aus Lübeck haben in anliegenden Wäldern bis zu 15 Grad niedrigere Temperaturen gemessen, wenn diese gesund, dicht und feucht sind. Diese kühle Luft weht in die benachbarten Straßenzüge. Der Wald kühlt also auch Groß Grönau, und das wird umso wichtiger, je mehr der Klimawandel voranschreitet.
Revierförster Baeskow bietet ganzjährig Führungen für Gruppen durch den Wald an.